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"PTI 2.0" Das Polizeitechnische Institut

Polizeitechnisches Institut 2.0

Nach langen Diskussionen um den Fortbestand und Perspektiven des Polizeitechnischen Instituts (PTI) haben sich Bund und Länder auf den Bestand des Instituts als Teil der DHPol mit neuer Ausrichtung und Entwicklung festgelegt. 

 

Historie

 

Das PTI wurde am 01. April 1974 vom AK II als damalige „Forschungs- und Entwicklungsstelle Polizeitechnik“ (FEStPT) bei der Polizei-Führungsakademie (PFA) eingerichtet und am 22. Oktober 1997 (58. Sitzung des Kuratorium) wurde der Name in „Polizeitechnisches Institut“ (PTI) geändert. Das PTI verblieb auch an der Nachfolgeeinrichtung der PFA, der DHPol.
 

Von ehemals 13 Stellen im PTI blieben im Laufe der Jahre durch Pensionierungen, Versetzungen etc. lediglich zwei Stellen zur Aufgabenerledigung.

 

Der AK II unterstrich jedoch in mehreren Beschlüssen die Wichtigkeit und das Erfordernis des Polizeitechnischen Instituts im Kontext der föderalen Bundesrepublik und bat, das PTI als Informationsbörse aufzubauen, dabei das Expertenwissen aus den Polizeien des Bundes und der Länder strukturell zu vernetzen und ein Auftrags- und Prozessmanagement im PTI zu entwickeln.
 

Konzentration auf Kernaufgaben

 

Auf Basis eines künftigen Stellenpools beim PTI von insgesamt 6 Mitarbeitern wurden zur Umsetzung der AK II-Beschlüsse folgende Kernaufgaben definiert, die das PTI in Zukunft bearbeiten wird:

 

„Informationsstelle für Polizeitechnik“

 

Eine der wesentlichen Aufgaben des PTI wird die Verknüpfung und Koordinierung der erkannten technischen Bedarfe der Polizei einerseits und der Entwicklungen und technischen Möglichkeiten der Industrie und der Forschung anderseits sein. 

 

„Forschung“

 

Eigenständige Forschungsvorhaben lässt die personelle und finanzielle Ausstattung des PTI kaum zu, deshalb kommt der Beteiligung an Forschungsprojekten insbesondere in der Kategorie „End-User“ (Endnutzer, Endabnehmer) sowie der Vernetzung technisch orientierter Forschung in Bund und Ländern sowie mit der bei der DHPol eingerichteten Stelle „Koordinierung polizeiliche Sicherheitsforschung“ hohe Bedeutung zu. 

 

„Fachtechnische Beratung und Unterstützung von Bund und Ländern“

 

Für „polizeispezifische Technik“, also Technik die ausschließlich oder fast ausschließlich polizeirelevant ist, muss Sach- und Fachverstand im PTI vorgehalten werden, um divergierende technische Entwicklungen und Ausstattungsstände weitgehend zu vermeiden bzw. Synergien zu erzeugen. 

 

Dazu zählen


 - Verkehrsüberwachungs- und Unfallaufnahmetechnologie

- polizeiliches Waffen- und Schutzausstattungswesen 

- polizeirelevante Fahrzeugtechnik einschließlich sondergeschützter Fahrzeuge. 

 

„Zentrale Stelle für Sicherungstechnik für kerntechnische Einrichtungen und Transporte“

 

Die Aufgabe als „Zentrale Stelle für Sicherungstechnik für kerntechnische Einrichtungen und Transporte“ ist eine ausdrücklich dem PTI zugewiesene Aufgabe[1]. Diese Langzeit-Aufgabe wird auch künftig vom PTI für die gesamte deutsche Polizei wahrgenommen. 

 

„Richtlinienarbeit“

 

Von den Ländern und dem Bund wird immer wieder die wichtige Funktion des PTI bei der Erstellung von Technischen Richtlinien (TRL) bestätigt. Das PTI wird auch künftig als „neutrale Stelle“ für die Erstellung und Weiterentwicklung von TR verantwortlich sein. 

In der Entwicklung wird das PTI künftig proaktiv den Bedarf an festgeschriebenen Qualitätsanforderungen in Bund / Ländern ermitteln und ggf. aktiv die Neuanlage von TR vorschlagen und koordinieren (Beispiel: TR „Schnittfeste Handschuhe“).   

 

„Öffentlichkeitsarbeit/Informationsmanagement“

 

„Was nutzt die beste Information, wenn sie keinem bekannt ist.“

Das generierte und vorhandene Wissen muss in geeigneter Form polizei-intern und extern zur Verfügung gestellt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit muss sich sowohl an eine „polizeiinterne Öffentlichkeit“ als auch die externe Öffentlichkeit richten und professionell betrieben werden.

 

Ausblick

 

Aus der Beschreibung der Kernaufgaben wird - neben der durch IMK zugewiesenen spezialisierten Aufgabe „Sicherungstechnik“ - die Funktion des künftigen PTI als Beratungs- und Informationsstelle einerseits sowie als unabhängige Stelle für die Erstellung von Technischen Richtlinien / Firmenkontakte zur Weiterentwicklung von Polizeitechnik andererseits als tragende Säulen deutlich. 

Das PTI wird sich strategisch also weniger am Vorhalten von tiefem, fachspezifischem Wissen, sondern vielmehr auf bereitstellen, generieren und vernetzen von Expertenwissen sowie der verstärkten Beratungsleistung für Bund, Länder und Firmen  („Klammerfunktion“) ausrichten.
 
 „Single Point of Contact” / Informationsbörse
 

Bei der Frage der Beschaffung von Führungs- und Einsatzmitteln sind komplexe Fragestellungen wie einsatztaktische, wirtschaftliche, vergaberechtliche und ethische (gesellschaftliche) Aspekte zu beachten und zu bewerten. Zusätzlich gewinnen insbesondere medizinische und arbeitsrechtliche Gesichtspunkte immer größere Relevanz. Entscheidungen für bestimmte Einsatzmittel erfordern einen umfassenden Überblick sowie eine Bewertung über die in Bund und Ländern verwendete Polizeitechnik. 

 

Das PTI soll deshalb zum zentralen Anlaufpunkt, dem „Single Point of Contact“, entwickelt werden, bei dem sämtliche Informationen in Form von Datenbanken, Übersichten über erfolgte Ausschreibungen, Problemstellungen, Erfahrungsberichte, Stellungnahmen etc. vernetzt und abrufbar sind. 

 

Auch Projekte, an denen das PTI gerade arbeitet (mit jeweiligem Bearbeitungsstand) sollen transparent gemacht werden. Gerade für Neuentwicklungen / Weiterentwicklung von technischen Geräten ist das Wissen um „in der Pipeline befindliche“ Entwicklungen Grundlage für eine kompetente und sichere strategische Entscheidung der Bedarfsträger – und hilft zudem, ineffiziente Doppelarbeit zu vermeiden.

Nicht zuletzt kommt dem regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit Bund / Ländern besondere Bedeutung zu, sei es durch Fachtagungen, Symposien, Diskussionen etc. Das gilt auch für z. B. Entwicklungs- bzw. Einführungsprojekte („Stand der Dinge“) wie „Body Cams“ oder „Section Control“, bei denen zwar mehrere Länder Pilotprojekte durchführen, aber jeweils eigene aufwändige Ermittlungen zu Sachstand und Erfahrungen anstellen.

 

Netzwerkfunktion

 

Die Netzwerkfunktion ist eine der tragenden Säulen des künftigen PTI. Viele Länder und der Bund haben eigene z. T. große Technikabteilungen aufgebaut. Das dort vorhandene Expertenwissen muss vernetzt und die dort gemachten Erprobungen, Untersuchungen und Erfahrungen allen Polizeiorganisationen verfügbar gemacht werden.  

Die beinhaltet zwar auch und gerade den Austausch von Adressen, Email, Telefon etc. (also die „klassische“ Kontaktvermittlung), geht aber in seiner Bedeutung weit darüber hinaus. In Informationsveranstaltungen, Erfahrungsaustauschen oder über digitale Medien etc. sollten die technischen Experten innerhalb und außerhalb der Polizeiorganisationen zusammengebracht, Technikfelder diskutiert und so wiederum eigene Netzwerke aufgebaut werden. Dabei kommt den digitalen Medien wie PTI-Online und Extrapol, aber auch z. B. Newslettern besondere Bedeutung zu.
 
Beratungsinstanz

 

Wir möchten das PTI als Beratungsinstanz für die Polizeien des Bundes und der Länder (Ministerien, Senate und Gremien) etablieren, um Bund / Länder bei der Weiter- und Neuentwicklung von Polizeitechnik zu unterstützen.

 Die fachtechnische Beratung darf sich aber nicht auf das Vorhalten von Sach- und Fachverstand beschränken, auf das bei Bedarf zurückgegriffen werden kann, sondern sollte darüber hinaus die aktive Mitarbeit in bund-/länderübergreifenden Projektgruppen / Arbeitsgruppen und die Unterstützung bzw. das Vernetzen von Ausschreibungen und Technischen Leistungsbeschreibungen beinhalten. Diese könnten z. B. über die ÖA / Infobörse als „Musterausschreibungen“ (mindestens aber als Anhaltspunkte) anderen Ländern zur Verfügung gestellt bzw. die Kontaktdaten für weitere Informationen bereitgestellt werden und so erhebliche Synergieeffekte auslösen.

 

Personelle Ausgestaltung

 

Zum Leiter des PTI wurde inzwischen Ltd. Polizeidirektor Johann-Markus Hans ernannt. Zusätzlich werden künftig fünf weitere Mitarbeiter im PTI tätig sein.

 

Für den Bereich „Zentrale Stelle für Sicherungstechnik für kerntechnische Einrichtungen und Transporte“ wird auch weiterhin RD Dr. Gerd-Dieter Wicke verantwortlich zeichnen und zudem die Mitarbeit des PTI im UA IuK gewährleisten.

Frau Karla Beining-Marx als Dipl. Dokumentarin übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit und wird ein Informationsmanagement entwickeln. In diesem Verantwortungsbereich wird künftig auch die Plattform „PTI-Online“ liegen, die derzeit mit Nachdruck neu aufgebaut wird.
 
 Für die Bereiche mit den Schwerpunkten 

- Verkehrsüberwachungs- und Unfallaufnahmetechnologie

- polizeiliches Waffen- und Schutzausstattungswesen 

- polizeirelevante Fahrzeugtechnik einschließlich sondergeschützter Fahrzeuge

 

hoffen wir, zeitnah drei weitere Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter finden zu können.

 

Es wird eine anspruchsvolle und ehrgeizige Aufgabe werden, das PTI mit den oben genannten Aufgaben bei gleichzeitiger Reduktion auf insgesamt 6 Stellen möglichst schnell wieder als funktionsfähiges und an den Bedürfnissen der Polizeien ausgerichtetes Institut zu etablieren.

 

 Mit der Unterstützung aus Bund und Ländern wird es gelingen, dessen bin ich mir völlig sicher. Packen wir es an….

 

 

Autor: Markus Hans, Ltd. Polizeidirektior, Leiter des polizeitechnischen Institus

 


[1] IMK Beschluss vom 17./18.02.1977, TOP 16
 AK II Beschluss vom 17./18.10.1978, TOP 27
 AK II Beschluss vom 23./24.02.1987, TOP 12

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