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High Tech-Unterstützung für die Polizei

Es gibt zwei Versionen des Roterhunds Spot - mit (r.) und ohne Greifarm

Polizeioberrat Dominic Reese, kommissarischer Leiter des Innovation Lab der Polizei NRW

Die interaktive Videowand im Innovation Lab NRW

Der Laufroboter „Spot“ ist das Aushängeschild des Innovation Lab der Polizei NRW. Er kam bereits bei einem Großbrand zum Einsatz. Die im Februar 2022 gegründete Innovationsschmiede der Landespolizei ist im Duisburger Innenhafen angesiedelt. Dort wird moderne Technik auf ihre Tauglichkeit für den praktischen Einsatz getestet, etwa, um die Einsatzfähigkeit der Polizei in Katastrophenlagen zu sichern oder „digitale Zwillinge“ von Tatorten zu erstellen. Erfolgversprechende Objekte wie der Laufroboter werden weiterentwickelt, dass sie die Polizei in der Praxis unterstützen können.

 

Essen, im Frühjahr 2022: Ein Großbrand vernichtet eine komplette Wohnanlage. Noch glimmen die Brandnester und für Menschen ist es viel zu gefährlich, das Gebäude zu betreten. Doch die Einsatzkräfte brauchen schnell Gewissheit: Wie stark ist das Gebäude innen beschädigt? Sind Menschen beim Brand verstorben? Hier kann der Laufroboter „Spot“ helfen, der an diesem Tag zum Einsatz kommt. Er ist so groß wie ein kleiner Schäferhund und steht auf vier Beinen, mit denen er sehr gut auch Treppen steigen kann. Sein Körper ist gespickt mit modernster IT-Technik. Auf dem Rücken sitzt eine Kamera, die rundum schwenkbar ist. Der Laufroboter geht an diesem Tag in die Brandruine herein und schaut sich um. Das Fazit: Das Feuer hat zwar schwer gewütet, aber zum Glück sind keine Menschen zu Schaden gekommen. POR Dominic Reese vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW) sieht in dem Einsatz des Laufroboters gleich in mehrfacher Hinsicht Vorteile: „Das gibt den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit, das gibt aber auch für die Kolleginnen und Kollegen die Sicherheit, dass sie sich selbst nicht in eine gefährliche Lage begeben müssen, weil der Roboter für sie da hereingehen kann.“

 

Bei Bedarf kann der Laufroboter auch mit einem zusätzlichen Greifarm zum Einsatz kommen. Statt mit einer Kamera kann er beispielsweise auch mit einem Laserscanner bestückt werden. „Wir betrachten den Roboter als Technologieträger. Wir erproben ihn für den Polizeidienst. Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese Plattform sehr gut geeignet ist. Doch in der Form, wie er vom Hersteller geliefert wird, ist er noch kein fertiger Polizeilaufroboter“, sagt Dominic Reese, der auch für das Innovation Lab verantwortlich ist. Das Handling und die Applikationen dieses Laufroboters werden dem Bedarf der Polizei in NRW angepasst. „Wir haben da immer eine enge Rückkopplung mit den Abteilungen bei der Polizei, die den Roboter einsetzen wollen. Wir schauen dann, dass wir ihn so gut wie möglich für die gewünschten Anforderungen vorbereiten und ihn dann auch im Einsatzfall und in Echtlagen testen.“

 

Mit HiPOS ist die Polizei überall arbeitsfähig

 

Die Entwicklung von Projekten im Innovation Lab läuft in enger Abstimmung mit den künftigen Nutzern ab. Das gilt auch für ein weiteres, bereits recht ausgereiftes Projekt der Duisburger Technik-Tüftler, die „Hybride integrative Plattform Polizeilicher Sondernetze“, kurz „HiPOS“. Der kompakte Quader enthält eine komplette IT-Infrastruktur und kann aufgrund eines Hochleistungs-Akkus mobil und autark arbeiten. Im InnovationLab stehen mehrere Exemplare, die jeweils Weiterentwicklungen des vorherigen Arbeitsstands darstellen. Dominic Reese: „Sinn von diesem Cube ist, zum Beispiel in Katastrophen- oder Schadenslagen, polizeiliche Infrastruktur schnell wieder vor Ort zu bringen.“ Er wäre sicher im Jahr 2021 sehr hilfreich gewesen, als es auch in NRW eine schwere Flutlage im Bereich der Erft gab. Weil so eine Lösung fehlte, erhielt das InnovationLab den Auftrag, ihn für die Polizei NRW startklar zu machen. „Künftig ist es mit diesem HiPOS-Cube möglich, bei Katastrophenlagen ganz schnell wieder ans Arbeiten zu kommen und das Internet für die Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung zu stellen, damit Hilfe organisiert werden kann.“

 

Unified Communications and Collaboration (UCC)

 

In allen Räumen des Innovation Labs gibt es große Bildschirmwände. Hier werden Audio-, Video- und Textanwendungen sowie Client-basierte Applikationen wie Messengerdienste in einer gemeinsamen Oberfläche zusammengefasst. Das nennt man „Unified Communications and Collaboration (UCC)”. An diesen großen Screens wird ausprobiert, wie man kollaboratives Arbeiten bei der Polizei mit modernster Technik umsetzen kann. Die Wand funktioniert wie ein riesiger Touchscreen. Man kann dort zum Beispiel schnell ein Video-Fenster öffnen, beliebig auf dem Screen platzieren sich zu Videokonferenzen mit anderen Partnern verbinden. Diese sehen ihre Gesprächspartner im Innovation Lab dann nicht nur in der Frontansicht, sondern sie können den gesamten Raum einsehen. Die technischen Möglichkeiten sind enorm. Im Innovation Lab wird getestet, was technisch möglich ist und was Einsatzkräften in Zukunft wirklich helfen wird.

 

Ein Open Space, kein Closed Shop

 

Das Innovation Lab ist für die gesamte Polizei in Nordrhein-Westfalen da, nicht nur für das LZPD NRW. Dominic Reese: „Hier kann jede Polizeibehörde und jeder Polizeibeamte mit einer guten Idee hinkommen, sei es vom LKA oder auch aus den Behörden des Landes.“ Der Vorteil der Lage im Duisburger Innenhafen ist, dass die Experten vom LZPD NRW alle vor Ort sind. Für Dominic Reese ist das Innovation Lab vor allem ein Ort der Netzwerkarbeit. Er soll ein Open Space sein und kein Closed Shop: „Wir können nicht die Experten für jedes Thema sein. Es geht vielmehr um die Vernetzung mit den Experten vor Ort und um gute Arbeitsbedingungen für alle, die es betrifft.“ Im Eröffnungsjahr 2022 konnte die technische Grundeinrichtung des Innovation Labs zu einem vorläufigen Abschluss gebracht werden. Stillstand bedeutet das aber nicht, schon jetzt weitere Veränderungen absehbar. Denn die Polizei NRW ist entschlossen, technisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben und deshalb wird auch das Innovation Lab sich permanent verändern.

 

Das InnovationLab der Polizei NRW befindet sich in einem Bürogebäude im Duisburger Innenhafen in direkter Nähe zum Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW). Es ist 500 qm groß und seine Erstausstattung hat 4,3 Millionen Euro gekostet.

 

Text: Walter Liedtke, Bilder: VdP