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Breitbandförderung

Thomas Scholle, CTO und Programmleiter Breitband der BDBOS

Die Überführung der einsatzkritischen Kommunikation vom bewährten TETRA-Standard in die Breitband-Standards LTE, 5G und perspektivisch auch 6G bietet viel Potenzial für neue Anwendungen und Arbeitserleichterungen für die Einsatzkräfte in Deutschland. Gleichzeitig kommen mit diesem Schritt auf die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und die zentrale koordinierende Behörde, die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS), auch immense zukünftige Herausforderungen zu: Smarte Geräte, neue Applikationen, größere Einsatzbereiche, schließlich auch neue Angriffspunkte und Sicherheitsrisiken. Die BDBOS tritt nun mit einem Förderprogramm an den Markt heran, um ihre Breitbandkonzeption und -migration von der Innovationskraft des Marktes unterstützen zu lassen.

 

Thomas Scholle, CTO und Programmleiter Breitband bei der Bundesanstalt für den Digitalfunk (BDBOS) in Berlin, ist sich sicher: „Der Schritt des Digitalfunks BOS in Richtung Breitband ist beschlossene Sache. Das jetzt von uns angestoßene Förderprogramm wird uns hierbei extrem voranbringen. Wir wollen mit der hier angestoßenen Forschung und Entwicklung die mannigfaltigen Vorteile der breitbandigen Mobilfunkstandards sowie Edge- und Cloudtechnologie für die einsatzkritische Kommunikation nutzbar machen und gleichzeitig den hohen Ansprüchen unserer Nutzerinnen und Nutzer gerecht werden: Ein extrem hohes Niveau an Verfügbarkeit, Qualität und Sicherheit sowie eine Unabhängigkeit in der Beschaffung verbunden mit einer hohen Energieeffizienz. Dies bietet uns die nötigen Handlungsoptionen, um unseren Polizei- und Einsatzkräften in Deutschland auch zukünftig alle Werkzeuge der mobilen Kommunikation an die Hand zu geben, die sie für die tägliche Erledigung ihrer Aufgaben benötigen.“

 

Das Konjunkturpaket als Katalysator

 

Die finanziellen Mittel für das Förderprogramm der Bundesanstalt stammen aus dem Konjunkturpaket der Bundes­regierung aus dem Juni 2020, mit dem Corona-Folgen bekämpft, der Wohlstand gesichert und die Zukunft des Landes gestärkt werden soll. Das hier maßgebliche 45. Element – daher auch die von der BDBOS gewählte, übergreifende Projektbezeichnung KoPa_45 – fokussiert dabei speziell auf die Förderung von Zukunfts­technologien im Bereich der mobilen Kommunikation.

 

Mit Förderprogramm zur Innovationsförderung

 

Um die zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel transparent und effizient zu verwenden, entschied sich die Berliner Bundesanstalt für den bewährten Weg der Projektförderung. In Kürze wird die Fördermaßnahme als Förderrichtlinie im Bundesanzeiger veröffentlicht, um einen möglichst großen Adressatenkreis zu erreichen. „Wir wollen so vor allem Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, aber auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen zielgerichtet ansprechen. Wir erwarten, dass sich einzelne Unternehmen oder auch Verbünde bestehend aus mehreren Konsortialpartnern für Zuwendungen bewerben werden“, erklärt Philipp Hasbach, verantwortlicher Projektleiter bei der BDBOS, die Vorgehensweise.

 

Alles folgt dabei einem sehr straffen Zeitplan. Das Förderprogramm startet im 1. Quartal 2023 und wird bis zum Jahresende 2024 laufen. „In den vergangenen Monaten haben wir zur inhaltlichen Ausrichtung des Förderprogramms zentrale Forschungsfragen für den Digitalfunk BOS erarbeitet, die im Hinblick auf künftige breitbandige einsatzkritische Mobilfunknetze und -dienste von besonderem Interesse und großer Wichtigkeit sind“, erläutert Philipp Hasbach. Die Behörde erhofft sich von den teilnehmenden Unternehmen und Einrichtungen die Entwicklung theoretischer Ansätze, praktischer Lösungen, von Produkten und Dienstleistungen, die den Digitalfunk BOS ins Breitband-Zeitalter führen können.

 

Von der Projektskizze zur Förderung

 

Als nächster Schritt steht das Auswahlverfahren der Förderrichtlinie auf dem Programm. Dieses ist zweistufig organisiert: In der ersten Phase werden die Förderinteressentinnen und -interessenten aufgerufen, sogenannte Projektskizzen einzureichen, in denen sie ihr Vorhaben grob erläutern. Dazu gehört auch die Beschreibung der Innovation die das vorgeschlagene Projekt liefern soll, eine Finanzierungsübersicht, ein grober Arbeitsplan und Pläne zur Verwertung der Projektergebnisse. Gefragt und gesucht sind Projektideen, die die Ziele der Förderrichtlinie möglichst präzise aufgreifen. Im Ergebnis sollen die Projekte das Angebot für Breitband-Netztechnik, Netzmanagement-Werkzeuge, Endgeräte und Zubehör, Leitstellenprodukte sowie einsatzunterstützende Applikationen diversifizieren.

 

Die BDBOS wird die zum zweiten Quartal 2023 eingereichten Skizzen auf Basis von Empfehlungen der beteiligten Fachexpertinnen und -experten intern in einem schlanken Prozess auswählen. „Ende des zweiten Quartals 2023 beginnt dann die zweite Stufe der Förderrichtlinie. Die erfolgsversprechenden Projektskizzen, die von uns zur Förderung ausgewählt wurden, werden zur Antragstellung aufgefordert. Damit geht einher, dass die Projektskizzen zu ausführlichen Projektbeschreibungen, Finanzierungsansätzen und Verwertungs­plänen ausgebaut werden“, erläutert der 33-jährige Philipp Hasbach das Prozedere. Die Anträge werden von einem beauftragten professionellen Projektträger geprüft, der auch einen reibungslosen Ablauf garantieren soll. Wenn alle notwendigen Informationen vorliegen, erfolgt bis zum dritten Quartal 2023 die Bewilligung. Die Projekte erhalten danach Zuwendungsbescheide, mit denen sie ihr Projekt formal beginnen können. „Der Start der Projekte soll ab Sommer 2023 erfolgen. In einzelnen Fällen wird es sich jedoch nicht vermeiden lassen, dass ein Projektstart vielleicht auch erst im Herbst 2023 ermöglicht werden kann. Grundsätzlich gilt: Je früher Skizzen eingereicht werden, desto schneller kann der Auswahlprozess auf unserer Seite beginnen!“, so Hasbach.

 

Die Förderung in Form von Zuwendungen kann bis zum Jahresende 2024 für die ausgewählten Forschungs- und Entwicklungsprojekte genutzt werden. Wie üblich wird danach eine ausreichende Frist für die Endabrechnung, Schlussdokumentation und weitere, abschließende Tätigkeiten gewährt.

 

Neben den Fördermitteln stellt die Bundesanstalt den ausgewählten Förderprojekten für die Erprobung von Ideen und Produkten eine flexible Breitband-Entwicklungs­umgebung zur Verfügung. Sie besteht aus einem stationären und einem mobilen hybriden LTE/5G-Campusnetz und bietet eine Schnittstelle zur Netzkopplung mit TETRA-Netzen. So können die zu erwartenden Netzzustände des breitbandigen Digitalfunks BOS über das Jahr 2030 hinaus weitgehend simuliert werden.

 

Begleitveranstaltungen für mehr Kooperation, Transparenz und Teilhabe

 

Um Austausch und Kooperationen zwischen den Projekten zu fördern, ist zum Jahresende 2023 ein großes Vernetzungsevent geplant. Dieses soll auch interessierten BOS-Vertreterinnen und -Vertretern, Verbänden und politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern der Bundesländer und des Bundes die Möglichkeit geben, frühzeitig an den Projektergebnissen teilzuhaben. Interessierte aus dem In- und Ausland, die nicht anreisen können, können zudem über Livestreams das Geschehen mitverfolgen.

 

In leicht abgewandelter Form wird es Mitte 2024 eine weitere Online-Vernetzungsveranstaltung geben. „Wir als BDBOS haben sehr großen Wert daraufgelegt, dass wir das Fördervorhaben möglichst transparent gestalten und auch umfänglich kommunikativ begleiten. Unsere Nutzergruppen sollen frühzeitig erfahren, was wir machen, warum wir es machen und was wir uns davon versprechen“, kündigt der Projektleiter Philipp Hasbach die kommunikative Marschrichtung an. Voraussichtlich zum Jahresende 2024 können die ersten Technologie­demonstratoren in einer größeren Abschlussveranstaltung präsentiert werden. „Während diese Demonstratoren sicherlich das Finale dieses Förderprogramms darstellen, ist die damit verbundene Weiterentwicklung des Digitalfunks BOS und der Bundesrepublik als Innovationsstandort für den einsatzkritischen Mobilfunk noch lange nicht zu Ende. Ich bin überzeugt, der Digitalfunk kann noch viel mehr“, prophezeit Hasbach.

 

Text/Bild: BDBOS