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FEM-Workshop für eine praxisorientierte Beschaffung

Das die richtigen Führungs- und Einsatzmittel (FEM) am Ende des Tages auch über Leben und Tod entscheiden können, sollte für jeden Entscheider in der Kette der Beschaffung Motivation genug sein, nicht nur den Preis, sondern vor allem den tatsächlichen Bedarf der Anwender als wichtigstes Entscheidungskriterium zu berücksichtigen.

 

Eine der Herausforderungen hierbei ist es, eine möglichst praxisnahe Beurteilung zu den einzelnen FEM aus einem breiten Anwendungsspektrum zu erhalten.

 

Einen exzellenten Weg hat hierzu das Referat 26 des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport erarbeitet, geübt und mittlerweile nahezu perfekt umgesetzt.

 

Erstmalig am 19.01.2016 fand der 1. FEM Workshop für Einsatzlagen mit erhöhter Eigengefährdung statt. Schwerpunkte bildeten damals der ballistische Schutz und die Gestaltung und Aufbewahrung der MP5. 

 

Als Ergebnis dieses Workshops wurden Anfang Oktober des gleichen Jahres c. 2.500 Stück SK4 Plattenträger und bereits ein halbes Jahr später weitere 2.500 Stück an die Polizeibehörden und die Polizeiakademie Niedersachsen ausgeliefert. Ebenso wurden für die MP5 Leuchtpunktvisiere und Waffenkästen beschafft.

 

Bereits im Oktober 2016 fand der 2. FEM-Workshop statt, zu dem wieder Anwender aus unterschiedlichen Einsatzbereichen aus ganz Niedersachsen eingeladen wurden, um verschiedenste Ausrüstungsvarianten auszuprobieren. 

 

Eine entscheidende Komponente für den Erfolg dieser Workshops ist dabei die Arbeit in Gruppen mit einer sofortigen Bewertung, die auf Flipcharts festgehalten wird. Die Gruppen werden zufällig zusammengesetzt, so dass eine möglichst breite Erfahrungsbasis je Gruppe vertreten ist.

 

Die Gruppen rotieren dabei durch verschieden Stationen, diskutieren die unterschiedlichen Erfahrungen und halten Verbesserungsbedarfe sofort fest. 

 

Als Teilnehmer des 5. FEM-Workshops im März 2018 hat mich besonders beeindruckt, wie offen, kreativ und kritisch an den einzelnen Stationen mit der jeweiligen Aufgabenstellung umgegangen wurde. Dabei stets konstruktiv und mit dem Willen, diese Chance zu nutzen um etwas positiv zu bewegen.

 

Dies ist sicher auch darauf zurück zu führen, dass die in den vorangegangenen Workshops gesammelten Anregungen konsequent angegangen und vielfach im Sinne der Anwender umgesetzt worden sind.

 

Ein besonders gelungenes Beispiel hierzu ist die neue Funktionsweste mit ballistischem Schutz, die in den Workshops 3 und 4 unter dem Motto „Trageweise von FEM – Entwicklung einer Funktionsweste“ entwickelt wurde. Hierzu – wie in den anderen Workshops auch – wurden neben den Anregungen auf den Flipcharts auch Evaluationsbögen mit der Möglichkeit freitextlicher Anregungen, verteilt und im Rahmen der Aufbereitung im Referat 26 ausgewertet. 

 

Wie weit hierbei die Umsetzung der erarbeiteten Ansätze greift, zeigt sich u. a. auch an der Zusammenarbeit mit der Hochschule Hannover. Hierbei werden neue Ansätze diskutiert wie z. B. die Weiterentwicklung der Dienstbekleidung auch unter dem Aspekt der Integration von Technik in die Bekleidung und die Verwendung modernster Materialien.

 

Der 5. FEM Workshop fand in Hannover im Hangar der Fliegerstaffel statt. Thema war die Weiterentwicklung der FEM-Ausstattung auf Funkstreifenwagen.

 

Hierzu wurden mehrere Funkstreifenwagen der Fahrzeugmodelle ausgestellt, die in den Städten und auf der BAB eingesetzt werden. Jeweils mit der jeweiligen Ausstattung und auch mit leeren Kofferräumen.

 

Darüber hinaus wurde im Vorfeld ein modulares Plattensystem entwickelt, das sowohl leicht ist als auch mit Klettstreifen versehen wurde. Hierdurch war es möglich, für die unterschiedlichen Kofferräume ein Geräteträgersystem zu erarbeiten, das die Sollausstattung optimal im Kofferraum organisiert. 

 

Gleichzeitig wurde aber auch die Sollausstattung in Frage gestellt. Alle Bestandteile wurden auf ihre Notwenigkeit für den Streifendienst hinterfragt und entweder bestätigt oder als überflüssig beurteilt.

 

Dadurch, dass jede Gruppe diese Beurteilung vorgenommen hat, gab es durchaus einige Übereinstimmungen, so dass eine praktische Einschätzung darüber vorliegt, was evtl. aus dem Sollbestand gestrichen werden kann.

 

Es ging aber nicht nur darum, die Menge zu reduzieren und damit freien Platz zu erhalten, vielmehr wurden auch die als unabdingbar festgestellten Ausrüstungsgegenstände auf die Möglichkeit zur Optimierung hinsichtlich Handhabung und Platzbedarf untersucht.

Hierzu wurden im Vorfeld von den Herstellern alternative Lösungen angefordert und für den Workshop zur Verfügung gestellt.

 

Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurde sehr intensiv und kreativ mit den Geräteträger-Prototypen gearbeitet und einige Lösungsansätze bieten durchaus das Potential, weiterentwickelt zu werden und in Verbindung mit einer gestrafften Sollausstattung dem leidigen Thema des knappen Stauraums mit einer praktikablen Lösung zu begegnen.

 

Bezeichnenderweise bedurfte es freundlich-energischer Worte, die Gruppen an den einzelnen Workshops auf den Zeitplan hinzuweisen, schließlich sollte jede Gruppe an den Stationen kreativ tätig werden.

 

Letztlich gelang es aber in dem vorgegebenen Zeitrahmen wieder alle Teilnehmer zu versammeln und im Anschluss die Ergebnisse der Gruppen vor dem Auditorium vorzutragen.

 

Schon zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass auch dieser Workshop wieder ein voller Erfolg ist und die vielen Anregungen und Verbesserungsvorschläge aus der Praxis zu einer intensiven Nachbereitung führen werden. 

 

Es ist auch hier zu erwarten, dass wie in den vorangegangenen Workshops die intensive Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen in Zukunft zu einer Optimierung auch dieses wichtigen Themas führen wird.

 

Fazit: 

die Herangehensweise an das Thema praxisorientierte Beschaffung wie es in Niedersachsen praktiziert ist beispielhaft. Sicher werden auch in allen anderen Bundesländern und bei der Bundespolizei Erprobungen durch die Kolleginnen und Kollegen im Streifendienst durchgeführt, jedoch ist es zu wünschen, dass möglichst viele Innenministerien ihre eigenen Abläufe dahingehend prüfen und nicht den Aufwand scheuen, der mit einem solchen Workshop verbunden ist. 

 

Von höchster Bedeutung ist dabei, dass die jeweiligen Abteilungen/Referate die Ergebnisse prüfen und ein entsprechendes Feedback an die Teilnehmer geben. Im besten Fall durch die zügige Umsetzung der Erkenntnisse!

 

Text: RK, Bilder: Dajana Prange