Zum Inhalt springen
< Ballistischer Schutzhelm für Streifenpolizisten

Kleine App - große Wirkung

Tactilon Suite TSA

Samstagnachmittag in Berlin: Die beiden Teams der Zweitligavereine FC St. Pauli und 1. FC Union Berlin treffen in wenigen Minuten auf dem Rasen des Stadions "An der alten Försterei" im Stadtteil Köpenick aufeinander. Der Einsatzleiter atmet tief durch, denn er ist angespannt: Rund 22.000 Fans brüllen und jubeln im Stadion, darunter zahlreiche Hooligans und Krawallmacher. In den kommenden zwei Stunden findet hier ein sogenanntes Risikospiel statt, also eine Veranstaltung mit erhöhtem Sicherheitsrisiko. Mann muss mit allem rechnen: Gewalt auf den Zuschauerrängen, verbotener Abschuss von Feuerwerk, Verletzte und Schlägereien zwischen den verfeindeten Fans nach dem Spiel auf dem Weg zur Innenstadt. Heute koordiniert der Einsatzleiter 200 Polizeibeamte und muss mit seinem Einsatzteam zudem dutzende Ordner, Fanvertreter, Rettungskräfte, Vereinsvertreter und natürlich die Stadion-Leitung orchestrieren - eine unlösbare Aufgabe?

 

Diese Situation ist zwar fiktiv, aber fast jedes Wochenende ist die Polizei in Deutschland mit ähnlichen Situationen konfrontiert, mal gefährlich, mal weniger gefährlich. Und in jedem Falle müssen die Einsatzkräfte der Polizei bestens vorbereitet  sein, um friedliche Fans und Sportler vor Ausschreitungen zu schützen. Das ist nicht nur eine verantwortungsvolle Aufgabe, sondern auch eine logistische Herausforderung. Ohne die passende Technologie und Kommunikationsmittel müssten die Beamten die wochenlange Vorbereitungszeit ausweiten und eine komplizierte Verständigung mit allen Beteiligten konzipieren - ungeachtet vieler unwägbarer Faktoren, die den Ablauf eines Bundesligaspiels beeinflussen, z. B. Wetter, Spielzeit und Spielort.....

 

Was macht die Vorbereitung eines Bundesligaspiels aus der Sicht der Polizei so kompliziert, zumal eine solche Veranstaltung auf den ersten Blick wie eine Routineaufgabe aussieht? Solange die Polizei ausschließlich ihre eigenen Mitarbeiter koordiniert, funktioniert das relativ unkompliziert dank klarer Kommandostrukturen. die Verständigung zwischen den polizeilichen Sicherheitskräften kurz vor dem Fußballspiel und währenddessen wird über digitalen BOS-Funk (Behörden und Organisationen mit Sicherheitaufgaben; hierzu gehören neben der Polizei auch die Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen) abgewickelt. Basierend auf dem europäischen Netzstandard Tetra, eine Abkürzung für "Terrestrial Trunked Radio" wurde in Deutschland von Airbus Defence and Space ein einheitliches, hoch verfügbares, abhörsicheres digitales BOS-Funknetz errichtet, welches allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben zur Verfügung steht. Diese Technologie ist insbesondere für diese Art der Kommunikation ausgelegt und funktioniert unabhängig von kommerziellen Mobilfunknetzen, die mitunter wegen Überlastung oder Störungen nicht verfügbar sind. Zudem sind die eingesetzten BOS-Funkgeräte in der Regel für den robusten Einsatz ausgelegt.

 

Die Kommunikation bleibt bisher auf die Nutzer des Tetra-Netzes beschränkt. Im Praxisfall eines Bundesliga-Fußballspiels will der Einsatzleiter aber möglicherweise zusätzliche Kommunikationswege nutzen. Die komplexe Situation in einem Stadion erfordert neben der Kommunikation mit Polizei und anderen BOS-Einsatzkräften aber auch die Absprache mit zahlreichen Mitarbeitern vor Ort, die nicht das digitale Behördenfunknetz nutzen dürfen. Dazu gehören private Sicherheitsdienste, Vereinsmitarbeiter beider Fußballteams, Fan- und Sicherheitsbeauftragte, aber auch die Deutsche Bahn AG und regionale Anbieter des Nah- und Fernverkehrs sowie der Stadionbetreiber. Sie alle nutzen im Regelfall konventionelle Mobiltelefone mit Breitbandtechnologie.

 

Wie kann die Polizei ihre Partner in ihr Sicherheitskonzept einbinden und gleichzeitig die Kontrolle über die Geschehnisse in den Zügen und Straßenbahnen, auf den Rängen und in den Kabinen der Mannschaften behalten? Wenn die Polizei im Vorfeld eines Ligaspiels zusätzliche Digitalfunk-Geräte an die genannten Ordnungsdienste verteilte, wäre das ein kompliziertes und kostenintensives Unterfangen.

 

Daher bedarf es einer anderen Lösung, um geordnete Gruppen oder Einzelrufe aus der Einsatzzentrale der Polizei zu ermöglichen. "Wir haben eine App für konventionelle Smartphones entwickelt, die den Namen Tactilon Suite Anwendung hat, kurz TSA. Mit deren Hilfe kann die Polizei nichtbehördliche Personen in die verschlüsselte Kommunikation über einen bestimmten Zeitraum hinweg einbinden", sagt Alexander Aschir, Solutions Manager Tetra bei Secure Land Communications bei Airbus Defence and Space. Beispielsweise könne die Polizei einen privaten Sicherheitsdienst mit der App ausstatten. Deren Mitarbeiter lüden sich die Anwendung einfach auf ihr Smartphone herunter und könnten an der Tetra-basierten Kommunikation der Polizei teilnehmen, z. B. mit Statusnachrichten oder Gruppenrufen. Für die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung arbeiten die Entwickler bei Airbus Defence and Space an einer zuverlässigen Lösung.

 

Aus Sicht der Poizei gestaltet sich die Vergabe der Berechtigungen für die sogenannten TSA-Teilnehmer denktbar einfach: Die Einsatzleitung kann diese zentral, flexibel und zu jedem gewünschten Zeitpunkt vergeben - wie an jeden anderen Tetra-Teilnehmer. Das heißt, der Einsatzleiter hat eine Liste mit den Namen und Mobilfunknummern externer Sicherheitsmitarbeiter vorliegen. Diese dürfen sich zu Beginn des Sportereignisses die TSA-App auf ihr Smartphone istallieren. Die Einsatzleitung bestimmt, welche polizeilichen und nichtpolizeilichen Teilnehmer in Gruppen zusammenarbeiten sollen und welche Funktionen sie nutzen dürfen. Die Push-To-Talk-Funktionen auf der Smartphone-App lassen sich für Außenstehende, die nicht bei der Polizei arbeiten, intuitiv bedienen und sind selbsterklärend. Im Übrigen muss dem TSA-Nutzer ein kommerzielles Breitbandnetz mit 4G oder Wifi zur Verfügung stehen, das an das Digitalfunknetz angeschlossen ist. Folglich überbrückt die TSA-Anwendung von Arbus Defence and Space die ursprüngliche Trennung von konventionellen Breitbandnetzen der üblichen Mobilfunkanbieter und dem Tetra Funknetz.

 

Der Polizei kann die TSA-App beispielsweise eine bessere Übersicht und Kontrolle über die Geschehnisse während eines Bundesliegaspiels verschaffen. 

 

Text und Bilder: Airbus Defence and Space