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P99 Q: Zuverlässigkeit · Sicherheit · Präzision

Spannanzeige gespannt

Spannanzeige entspannt

Ladezustandsanzeige

Griffstücke in unterschiedlichen Größen

Spannrillen

Picatinny-Schiene

Entspanndrücker

Arbeitsschutz am Beispiel der Dienst­waffe P99 Q mag auf den ersten Blick verwundern aber spätestens wenn man sich – wie der Autor dieses Be­richts – auf den Weg nach Ulm macht und die Gelegenheit erhält, die Ent­wicklung und Fertigung dieses Präzisi­onsinstruments einen Tag lang zu be­gleiten, dann erfährt man überdeutlich, wie eng die Begriffe Arbeitsschutz und Dienstwaffe miteinander verbunden sind. 

 

Von der Anlieferung der Rohlinge für die einzelnen Baugruppen, über die Arbeits­vorbereitung bis hin zu der Montage der mit höchster Präzision bearbeiteten Einzelteile ist die Fertigung einer Pistole bis zum heuti­gen Tage ein Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. 

Mit viel Umsicht hat aber auch hier die mo­dernste Fertigungstechnik Einzug gehalten und unterstützt bei einzelnen Fertigungs­schritten im Sinne von Arbeitsschutz, Ar­beitssicherheit sowie Optimierung der Fertigungsabläufe. Gleichzeitig ist man bestens gerüstet für die Visionen der Waffenmärkte und vor allem der Beschaffer der Polizei. Im Wesentlichen aber erfolgt die Fertigung von Hand und es ist beindruckend zu sehen, mit wieviel Enthusiasmus und Liebe zum Beruf diese Waffen entstehen. 

Wie den meisten Lesern sicherlich bekannt ist, hat auch die P99 Q einen bekannten Urahnen, nämlich die PPK, seit den sech­ziger Jahren „im Dienste ihrer Majestät“. Die PPK und PPK/S werden bis heute in den USA in Lizenz gefertigt. Die technischen Wurzeln der PPK reichen bis in das Jahr 1931 zurück und stehen Beispielhaft für die insgesamt über 125 jährige Tradition des Unternehmens Carl Walther. Im Zuge der bewegten Geschichte, die diese Tradi­tion umfasst, haben die Anforderungen an eine moderne Dienstwaffe im Allgemeinen und in der föderalistischen Polizeistruktur Deutschlands im Besonderen, zunehmend die Sicherheit des Polizeibeamten in den Focus der Entwickler gerückt. 

 

Safety first 

Hieraus ist wohl der Umstand abzuleiten, dass eine moderne Polizeiwaffe wie die hier abgebildete und als Beispiel dienende P99 Q mehr Bauteile enthält, die der Ver­hinderung eines Schusses dienen als um­gekehrt! 

Und spätestens wenn man sich mit den Erprobungsrichtlinien zur Technischen Richtlinie Pistolen im Kaliber 9 mm x 19 des Polizeitechnischen Instituts in Münster beschäftigt hat, wird bewusst mit wieviel Verantwortungsbewusstsein bereits bei der Entwicklung und Erprobung neuer Waffen jegliche Gefährdung des Schützen durch äußere Einflüsse ausgeschlossen werden sollen. 

Im Klartext bedeutet das aber auch einen Prüfmarathon für neue Waffen nicht nur in Bezug auf die Verfahrensweisen der Prü­fung, sondern daraus resultierend in beson­derem Maße auch auf die zeitlichen Abläufe, die in den terminlichen Vorgaben einer Aus­schreibung schon mal sehr sportlich knapp gehalten werden. (Hierzu beachten Sie bitte auch den Beitrag über das Beschussamt Ulm, den Sie ebenfalls in dieser Ausgabe der POLIZEIPRAXIS finden.) 

Maßgebliche Anforderungen an eine Dienstwaffe sind Zuverlässigkeit auch unter widrigen Lagen, Präzision in der Fertigung als Voraussetzung für ein präzises Schieß­ergebnis und Schützensicherheit. 

Mit der Serie P99 bietet Walther eine aktu­elle Modellreihe, die sich an der moderni­sierten Polizeiausbildung orientiert und die neuen Spezifikationen für Polizeipistolen konsequent umsetzt. 

Hierbei stehen im Wesentlichen drei un­terschiedliche Abzugsvarianten für die hahnlose Waffe zur Auswahl: die P99 AS (Anti-Stress), mit traditionellem Double- und Single-Action-Modus sowie der drit­ten Anti-Stress-Abzugsstellung nach dem manuellen Laden. Die P99 DAO (Double- Action-Only), mit permanent entspanntem Schlagbolzensystem mit langem Sicher­heitsweg und gleicher Abzugskraft und gleichem Abzugsweg vom ersten bis zum letzten Schuss und schließlich die P99QA (Qick-Action), mit teilgespanntem Schlag­bolzensystem und gleich bleibend niedriger Abzugskraft sowie kurzem Abzugsweg. 

Gemäß der TR Pistolen, Stand Jan. 2008, Nr. 3.2.4 Abzugs- und Schlageinrichtung, werden Mindestwerte für den Abzugswi­derstand und den Korridor für den Abzugs­wert definiert, die die Schützensicherheit gewährleisten sollen. 

 

Mit Synergien zum Ziel 

Um diese Anforderungen mit den Innovatio­nen der Familie der P99 in optimaler Weise zu kombinieren, wurde das Modell P99 Q für die Polizei entwickelt, die mittlerweile als Sieger vieler Ausschreibungen in mehreren Bundesländern die Polizisten bei ihrer tägli­chen Arbeit begleitet. 

Im Falle der P99 Q, bedeutet der verlän­gerte Abzugsweg und die höhere Abzugs­kraft, das die Waffe zu einer der sichersten Waffen der Welt zu zählen ist, denn diese Anpassungen reduzieren effektiv die Gefahr eines reflexartigen Abgeben eines Schus­ses in stressartigen Situationen wie sie der tägliche Dienst hervorbringen kann. 

Der teilgespannte Abzug der P99 Q löst nach 12 mm Abzugsweg bei einer Kraft von 32 N aus. Falls ein Anzündversager auftritt, kann über Double-Action Abzug erneut abgezogen werden. Dabei ist der Abzugsweg länger (15 statt 12 mm) und die Abzugskraft höher (46 statt 32 N), da nach einem Anzündversager kein Repetiervor­gang stattfindet und so der Abzug nicht au­tomatisch teilgespannt wird. Üblicherweise fehlt an Pistolen mit teilgespanntem Abzug anderer Hersteller die Möglichkeit ohne Re­petiervorgang erneut auslösen zu können. WALTHER ist hier den anderen Anbietern voraus und nennt diese Funktion an der P99 Q Resetabzug. 

Hinsichtlich der Schützensicherheit verfügt die P99 Q über insgesamt drei automati­sierte Sicherungseinrichtungen! Wie zuvor erwähnt, wirken in der Waffe mehr mecha­nische Teile gegen eine unbeabsichtigte Abgabe eines Schusses, als nötig sind für die Abgabe eines Schusses.

 

 

Als Sicherungen wirken: 

  1. Nicht sichtbar in der Mechanik der Waffe integriert ist die automatische Schlag­bolzensicherung. Diese Sicherung sperrt den Schlagbolzen, die Freigabe des Schlagbolzens erfolgt erst bei durchge­zogenem Abzug. 
  2. Die automatischen Fallsicherungen im Verschluss und im Abzugsgehäuse wir­ken beim Fall der Pistole aus unterschied­lichen Fallhöhen und Fallpositionen. Sie verhindern ein ungewolltes Zünden der Patrone (siehe auch Beitrag Beschuss­amt Ulm). 
  3. Die automatische Schützensicherung sperrt die Waffe bei unverriegeltem Verschluss oder unvollständiger Verrie­gelung gegen eine bewusste oder unbe­wusste Schussauslösung mittels eines Unterbrechers.

 Die technischen Innovationen die diese Waffe auszeichnen, setzen sich aber auch in den ergonomischen Elementen fort. So ist sie für eine sichere Handhabung für Rechts- wie Linkshänder ausgeführt. Ein auswechselbarer Griffrücken gewährleistet einen sicheren Halt durch die Möglichkeit, die Griffrücken der Größe der Hand des Schützen anzupassen. Hierzu stehen Griff­rücken in drei unterschiedlichen Größen zur Verfügung. 

Durch eine ergonomische Formgebung des Griffstücks und einer ausgewogenen Schwerpunktlage werden die auf die Hand des Schützen wirkenden Kräfte so gering 

wie möglich gehalten. Gleichzeitig reduziert der geringe Abstand zwischen der Rohr­seelenachse und der Daumenbeuge das Hochschlagen der Waffe beim Schuss. 

Die Summe aller Faktoren der Entwicklung und Fertigung in Verbindung mit einer be­eindruckenden Tradition und Innovations­kraft werden in Zukunft sicher noch einige beindruckende Entwicklungen im Bereich der Handfeuerwaffen für die Polizei zu Tage bringen.

(alle Bilder: Carl Walther GmbH) R. K.