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Survivor R - Der neue Sonderwagen 5

Erprobungsfahrt des neuen Vorführfahrzeugs in den Alpen

Blick auf die neuen Sitze

Blick in den Innenraum

Das neue Cockpit

Mittlerweile hat Rheinmetall ein neues Vorführfahrzeug seines erfolgreichen Sonderschutzfahrzeugs SURVIVOR R auf die Räder gestellt.

 

Bereits 2018 konnte sich die Redaktion der Polizeipraxis ein umfassendes Bild vom damaligen Vorführfahrzeug machen und die vielfältig gesammelten Eindrücke in der Ausgabe 1/2019 den Lesern vorstellen.

 

Auch wenn es in der Zwischenzeit etwas still wurde um den SURVIVOR R, so wurde hinter den Kulissen umso energischer an der Weiterentwicklung gearbeitet – und das mit großem Erfolg wie die Entscheidung des BMI für den SURVIVOR R als Nachfolger des Sonderwagen 4 gezeigt hat.

 

Der neue „Sonderwagen 5“ wurde vom Beschaffungsamt des BMI in einer Auflage von 55 Fahrzeugen für die Bundespolizei und für die Bereitschaftspolizeien der Länder geordert. Darüber hinaus besteht eine Option auf weitere 35 Fahrzeuge.

 

Dem Vernehmen nach umfasst das Auftragsvolumen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, der sich durch Ausübung verschiedener Optionen noch deutlich in den dreistelligen Millionenbereich erhöhen kann. Mit diesem Großvorhaben investiert das Beschaffungsamt nachhaltig und zukunftsorientier in die Sicherheit der Polizistinnen und Polizisten bei der Bundespolizei und den Bereitschaftspolizeien der Länder.

 

Für dieses Jahr ist die Lieferung von zwei Musterfahrzeugen vorgesehen, die sich anschließend einer umfassenden Erprobung sowie einer vollständigen Schutzzertifizierung unterziehen werden. Nach Abschluss dieser Verfahren, ist die Serienauslieferung der neuen Sonderschutzfahrzeuge für den Zeitraum 2023 bis 2026 vorgesehen.

 

Darüber hinaus ist geplant, dass Rheinmetall für die voraussichtliche Nutzungsdauer von ca. 30 Jahren (der Sonderwagen 4 wurde vor 35 Jahren eingeführt) auch einen, in Drei-Jahres-Schritten verlängerbaren, Rahmenvertrag für die Wartung und Instandhaltung sowie auch für die logistische Betreuung der Fahrzeuge an den Standorten der Bundespolizei und der Bereitschaftspolizeien der Länder, erhält.

 

In der Fläche können die Fahrzeuge somit auch in den vorhandenen Werkstätten der Bundespolizei und der Bereitschaftspolizeien der Länder gewartet werden, was einen erheblichen zeitlichen Vorteil gegenüber einer Überführung in Spezialwerkstätten darstellt.

 

Rheinmetall konnte mit diesem Auftrag seine Position im wachsenden Segment Public Security festigen und gleichzeitig ein starkes Signal an die europäischen Bedarfsträger für Fahrzeuge dieser Art senden. Bereits in der jüngeren Vergangenheit wurde gemutmaßt, dass einige europäische Sicherheitsbehörden mit großer Spannung das Ergebnis dieser Ausschreibung abwarten, um sich daran zu orientieren. Es darf also davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Monaten eine Vielzahl von Interessenten am Messestand von Rheinmetall zu begrüßen sein werden.

 

Für diese Fachbesucher wird wie eingangs erwähnt, das neue Vorführfahrzeug zur Verfügung stehen und wie die Aufnahme von den Testfahrten in den österreichischen Bergen zeigt, hat Rheinmetall mit seinem Kooperationspartner, dem Spezialfahrzeugbauer Achleitner, eine beeindruckende Weiterentwicklung auf die Straße gebracht. Das Unternehmen Achleitner wird auch bei dem Großauftrag des BMI als Unterauftragsnehmer fungieren, wobei die Endmontage und Übergabe der Serienfahrzeuge bei Rheinmetall Landsysteme GmbH in Kassel erfolgen wird.

 

Zurück zum Vorführfahrzeug: bereits das bisherige Fahrzeug konnte durch seine herausragenden Eigenschaften deutsche Spezialeinsatzkräfte aus mehreren Bundesländern überzeugen, deren Fahrzeuge allerdings den individuellen Wünschen angepasst wurden. Somit stand hier die Evolution des bisherigen SURVIVOR R im Vordergrund was im direkten Vergleich beider Fahrzeuge auch deutlich wird.

 

Das Vorführfahrzeug, das als Referenz nun auf den großen deutschen und europäischen Fachmessen zu sehen sein wird, verfügt über einen höheren Aufbau. Der bisherige Vorführer hatte eine Höhe von 2,70 Metern bei ca. 1,30 Metern Innenhöhe gegenüber 2,90 Metern beim neuen Vorführer - bei einer neuen Innenhöhe von ca. 1,50 Metern. Die Fahrzeuge für die Spezialeinsatzkräfte wurden bereits mit einer Höhe von ca. 2,95 Metern geordert. Hier wurde beim neuen Vorführer dem Umstand Rechnung getragen, dass die Besatzung auch mit aufgesetztem ballistischem Helm noch Bewegungsfreiheit bei widrigen Straßen-/Geländeverhältnissen hat.

 

Beim Fahrgestell hat Rheinmetall erneut auf bewährte Großserientechnik zurückgegriffen und das Fahrzeug auf das Fahrgestell des MAN TGM 18.320 4x4 aufgebaut.

 

Damit verbunden ist der ebenfalls aus der Großserie stammende Reihen 6-Zylinder Dieselmotor mit einer Leistung von 235 kW/320 PS. Dieser Motor ist schadstoffarm nach der Abgasnorm Stufe EURO VI und verfügt über eine Motorheizung sowie eine Kaltstartfähigkeit bis zu -32 Grad Celsius!

 

Als Getriebe greift Rheinmetall nun auf den neuen Allison 6-Gang Vollautomat mit Drehmomentwandler zurück, wodurch das Drehmoment unverzüglich zur Verfügung steht und keine Unterbrechungen des Kraftflusses mehr bei Gangwechseln gegeben sind. Hierdurch wird die bereits exzellente Geländegängigkeit besonders bei schwierigen Untergründen oder bei extremen Steigungen nochmals nachdrücklich verbessert. Das Drehmoment des bisherigen Vorführers war mit ca. 1.250 Nm benannt und bleibt auch beim Nachfolger in dieser Höhe bestehen.

 

Diese Leistungsdaten werden auch benötigt, denn das zulässige Gesamtgewicht des Vorführers beträgt immerhin 17.500 kg bei einem Leergewicht von ca. 13.000 kg und einer Nutzlast von ca. 4.000 kg. Diese Masse kann der SURVIVOR R auf bis zu 100 km/h beschleunigen.

 

Auf die Straße gebracht wird diese enorme Kraft erneut mittels permanenten Allradantriebes und durch drei 100%ige Differentialsperren am Verteilergetriebe sowie jeweils an den beiden Achsen.

 

Auch die Steigfähigkeit von 60% und die Querneigung von 30% sollten für jeden Einsatzzweck ausreichen.

 

Mit einer Länge von ca. 6.500 mm und einer Breite von 2.510 mm bei der bereits erwähnten Höhe von 2.900 mm steht er imposant auf der Straße und die robuste Geländebereifung verfügt selbstredend über Notlaufeigenschaften. Damit es bei diesen Abmessungen keine bösen Überraschungen auf der Fahrt zum Zielort gibt, ist nun auch ein Lkw-Navi vollintegriert.

 

Die Karosserie ist als 5-Türer mit Dachluke ausgeführt und bietet Platz für Fahrer und Beifahrer sowie weitere 7 Personen. Im neuen Vorführer ist nun auch eine Standheizung verbaut und wie bisher verfügt das Fahrzeug über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage.

 

Bezüglich der (modularen) Schutzpanzerung können wir an dieser Stelle nur mutmaßen, dass der neue Vorführer bei Bedarf bis auf VPAM 11 aufgerüstet werden kann, genaue Angaben waren hierzu bei Drucklegung nicht verfügbar, daher orientieren wir uns hierbei an dem Vorgänger, der diese Möglichkeit bot. Letztlich wird aber der Kundenwunsch ausschlaggebend sein.

 

Viele weitere Details und Informationen sowie die Impressionen einer ausführlichen Testfahrt, auf die wir bereits sehr gespannt sind, werden wir in der kommenden Ausgabe der Polizeipraxis, die ab 04.10.22 erhältlich sein wird, veröffentlichen.

 

Aber bereits zum jetzigen Zeitpunkt steht fest, dass Rheinmetall mit dem neuen Vorführfahrzeug des SURVIVOR R ein erstklassiges Schutzfahrzeug präsentiert hat, das sicherlich auf breites Interesse bei den europäischen Sicherheitsbehörden treffen wird und mit der gewonnenen Ausschreibung des BMI hat das Unternehmen eine hochkarätige Referenz vorzuweisen.

 

Text: RK, Bilder: Rheinmetall