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SURVIVOR R

SURVIVOR R in schneller Fahrt

SURVIVOR R des SEK Essen

Wirkmittelwerfer ROSY

LKW-Fahrgestell auf Basis MAN TGM 18.340

ABC Schutzbelüftungsanlage

Federnd aufgehängte Sitze

Zuletzt am 17.12.18 wurde in NRW das gepanzerte Sonderschutzfahrzeug SURVIVOR R von Rheinmetall an das SEK Essen übergeben. (Bild) Zuvor haben bereits Berlin ein Fahrzeug und Sachsen zwei Fahrzeuge des SURVIVOR R übernommen. Mit dieser Entwicklung, die gemeinsam von Rheinmetall und der österreichischen Firma Achleitner stammt, erhalten die Spezialeinheiten einen mobilen Schutz, der aufgrund seiner modularen Auslegung allen Anforderungen der Bedarfsträger optimal angepasst werden kann. So verfügt z. B. das Fahrzeug, das in Essen übergeben wurde über ein Hecktür, wohingegen das Fahrzeug in Sachsen auf Wunsch des Kunden mit einer hydraulischen Heckrampe ausgestattet wurde.  Neben verschiedensten Anbauteilen wie Rammbock, Räumschild, Nebelwurfanlage und Blendscheinwerfer, für die auf der Bestellliste ein Kreuzchen gesetzt werden kann, verfügt das Fahrzeug auch über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage.  Selbstredend kann der SURVIVOR R gemäß Kundenwunsch mit allen erforderlichen Kommunikationsschnittstellen ausgestattet werden.  Das auf den Bildern in Silber/Blau zu sehende Fahrzeug verfügt über eine Standardhöhe von 2,70 Metern, allerdings wurden die bisher an die Spezialeinheiten in Deutschland ausgelieferten Fahrzeuge mit einem erhöhten Dach versehen, da die Kopffreiheit mit ballistischem Schutzhelm dann mehr Reserven bietet. Damit erreicht das Fahrzeug eine Höhe von 2,95 Metern.  Basis für diese Flexibilität ist ein LKW-Fahrgestell auf Basis eines LKW der Baureihe TGM 18.340 von MAN mit einem wassergekühlten 6,9-Liter-6-Zylinder Dieselmotor der Abgasnorm Euro 6 -ebenfalls von MAN- mit einer Leistung von 250 kW (340 PS) und einem Drehmoment von ca. 1.250 Nm.  Diese Leistungsdaten gewährleisten trotz angesichts eines Gesamtgewichts von ca. 17 Tonnen eine hohe Mobilität in nahezu jeder Situation.  Dazu ist das Fahrzeug mit Reifen ausgestattet, die über Notlaufeigenschaften verfügen. An Bord ist ebenfalls ein Kompressor, mit dem der Reifendruck bei Bedarf korrigiert werden kann. Durch die seriennahe Konfiguration wird zudem eine kostengünstige Wartung der Antriebstechnik in allen regulären LKW-Werkstätten ermöglicht. Mit den vorgenannten Leistungsdaten erreicht der SURVIVOR R eine Spitzengeschwindigkeit von ca. 100 Km/h und kann Steigungen von bis zu 60 Prozent überwinden. Gleichzeitig kann das Fahrzeug Gewässer bis zu einer Tiefe von ca. 0,9 Meter durchfahren. Mit einem für diese Fahrzeugklasse bemerkenswerten Wendekreis von <16 Metern ist zudem eine hohe Wendigkeit auch in dichter Bebauung gegeben. Hinsichtlich der Sicherheit der bis zu 10 Insassen bietet das Fahrzeug höchsten Schutz. So sind die Sitze für die Insassen nicht am Kabinenboden befestigt wie man es von regulären Transportern kennt. Hier kommt eine Entwicklung aus dem militärischen Bereich zum Einsatz. So sind die Sitze an der Kabinendecke federnd aufgehängt wodurch die Insassen effektiv gegen die Wucht der Explosion von z. B. Landminen oder IED`s (Improvised Explosive Devices) unter dem Fahrzeug geschützt sind.  Das gesamte Fahrzeug ist mit einer modular aufgebauten Schutzpanzerung versehen, die bis zu der Schutzklasse VPAM 11 ausgeführt werden kann.  Soviel Sicherheit hat natürlich auch seinen Preis. Für das Fahrzeug, das in NRW ausgeliefert wurde nannte das Innenministerium einen Preis von ca. 1,2 Mio. Euro (brutto). Dieser Wert ist allerdings stark von den gewünschten Ausstattungsmerkmalen sowie der Anzahl der bestellten Fahrzeuge abhängig.  Unsere Redaktion erhielt die Möglichkeit, den SURVIVOR R einem eingehenden Test auf einem Truppenübungsplatz zu unterziehen. Das hierbei zur Verfügung gestellte Fahrzeug dient Rheinmetall als Vorführfahrzeug für interessierte Behördenvertreter und hat entsprechend bereits rund 18.000 Kilometer in meist anspruchsvollem Gelände absolviert. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance und frei nach diesem Motto überzeugt der SURVIVOR R bereits im Stand mit einer imposanten Präsenz, die Stärke zeigt ohne zu provozieren. Alles an diesem Fahrzeug scheint für die Ewigkeit gebaut und ist kompromisslos auf den sicheren Transport und Aufenthalt seiner Insassen ausgerichtet. Die Erstbesteigung erfolgt LKW-typisch. Nachdem man die Türen aufgewuchtet und einmal Platz genommen hat stellt man fest, dass es auf den vorderen Sitzen durchaus komfortabel zugeht. Hier spielt die Nähe zur Großserie ihre Vorteile aus. Auf dem Truppenübungsplatz angekommen haben wir nach einer Einweisungsfahrt die Gelegenheit bekommen, auch selbst einmal auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Bereits als Beifahrer waren wir überrascht von der Beschleunigung, der Wenigkeit und der Geländegängigkeit. Diese Eindrücke galt es nun selbst zu erfahren. Mit einem MAN-Tipmatic-Getriebe, Allrad und drei 100%-igen Differenzialsperren, die manuell auch während Fahrt eingelegt werden können, geht es also in das Gelände. Bereits beim Anlassen überrascht die relative Ruhe in der Monocoque-Zelle. Nach den ersten respektvoll gefahrenen Metern verspürt man unweigerlich den Drang, den SURVIVOR R in schwereres Gelände zu steuern und sich an seine Grenzen zu tasten. Das liegt nicht ausschließlich in der einmaligen Kombination von Örtlichkeit und Gerät, sondern vielmehr an der unglaublichen Fahrsicherheit und Leichtigkeit der Bedienung. Sowohl auf befestigten Wegen als auch in schwerem Gelände mit respekteinflößenden Schlaglöchern, Steigungen und Spurrillen (von Panzern gezogen!) hat der SURVIVOR R gleichermaßen eine geradezu stoische Ruhe an den Tag gelegt. In extremen Situationen hat sich der Kriechgang mit einer Begrenzung bei 6 bis 8 Km/h als erstklassiges Hilfsmittel erwiesen. Er hat den Eindruck vermittelt, dass seine Einsatzräume lediglich durch die Geschicklichkeit des Fahrers limitiert sind. Der SURVIVOR R selbst, so scheint es, schafft es überall hin.  Text: RK, Bilder: Polizeipraxis