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Taser 10

Redakteur der Polizeipraxis, Reinhard Kaufmann, beim Test des neuen Taser 10 auf der EnforceTac 2023

Gerade noch rechtzeitig haben uns die Informationen zum neuen Taser 10 erreicht, der in der 4. Januar-Woche im Rahmen der TASERCON dem Fachpublikum und der Fachpresse vorgestellt wurde.

 

Diese Weiterentwicklung des bekannten und bewährten Taser 7, der bereits bei vielen deutschen Landespolizeien im Einsatz ist, zeigt einmal mehr das umfassende Knowhow, das bei dem amerikanischen Konzern AXON diesbezüglich vorhanden ist.

 

Die Nomenklatur bedeutet nicht, dass die Weiterentwicklungen Taser 8 und Taser 9 vergessen wurden, sondern bezieht sich bei dieser Neuerung auf die Anzahl der vorhandenen Sonden oder profan Pfeile.

 

Neben der Tatsache, dass der Taser 10 nunmehr über ein Magazin mit 10 Kartuschen mit jeweils einem Pfeil verfügt, wurden sämtliche technischen Details ebenfalls weiter verbessert. So werden die Pfeile mit einer Geschwindigkeit von ca. 53 m/s verschossen und die effektive Wirkdistanz hat sich gegenüber dem direkten Vorgänger Taser 7 von 7,62 Meter (25 Fuß) auf 13,72 Meter (45 Fuß) deutlich vergrößert.

 

In der praktischen Anwendung wurde in der Vergangenheit eine hohe Rate der Deeskalation durch die Aktivierung eines Lichtbogens erreicht, der lautstark auf die nächste Stufe der Anwendung hinwies. Diese Möglichkeit fehlt zwar beim Taser 10 aber dafür unterstützt er die verbale Androhung einem 1000 Lumen starken LED-Stroboskoplicht an der Vorderseite, dass das Gegenüber unübersehbar vor dem Einsatz warnt. Dieses Stroboskoplicht sowie ein lauter Alarmton wird über den Multifunktionsschalter, der von beiden Seiten des Taser 10 bedient werden kann, aktiviert. Mit diesem Schalter wird er auch ge- bzw. entsichert.

 

An der Front des Gerätes befindet sich weiterhin ein grüner Ziellaser, mit dem eine optimale Unterstützung bei der Zielerfassung gegeben ist.

 

Wenn mit dem Laser das Ziel erfasst wurde, hat der Anwender die Möglichkeit per Auslösung den ersten Pfeil in das Ziel zu setzen und anschließend den zweiten Pfeil auszulösen. Kam es in der Vergangenheit selten aber doch vor, das aus den bekannten Doppelkartuschen einer der beiden gleichzeitig ausgelösten Pfeile sein Ziel verfehlt hat, dann kann der Schütze jetzt durch die hohe Kapazität der Kartusche bei Bedarf bis zu 10 Pfeile platzieren.

 

Insbesondere ermöglicht dieses Verfahren die Schaffung einer ausreichenden Spreizung zwischen den Pfeilelektroden, um NMI (Neuro-muskuläre Handlungsunfähigkeit) zu erzeugen. Dafür ist wie bei den Vorgängermodellen ein Abstand von mind. 30 cm zwischen den Pfeilelektroden notwendig. Haben zwei Pfeile ihr Ziel erreicht, wird automatisch der Elektroimpuls mit 22 Impulsen pro Sekunde für die Dauer von 5 Sekunden ausgelöst.

 

Neu ist ebenfalls, dass jede Pfeilelektrode sich mit jeder anderen verbinden kann also quasi die Polarität wechseln kann. In den Vorgängergenerationen war es notwendig immer ein +Pol und ein -Pol erfolgreich zu platzieren.

 

Der Taser 10 misst die Qualität einer Verbindung und informiert den Anwender über ein Tonsignal, wenn die Verbindung geschlossen wird.

 

Die Energie hierfür bezieht der Taser 10 aus einer auswechselbaren Batterie, die für ca. 100 Auslösungen bzw. 50 Warnungen ausreicht. Aufgeladen wird die Batterie in einer Dockingstation.

 

Hier können gegebenenfalls bereits vorhandene Batterien und Dockingstationen des Taser 7 weiter für den Taser 10 genutzt werden. Somit ist ein Umstieg auf den Taser 10 mit keiner Änderung der IT-Infrastruktur verbunden. Ein in der Entwicklung befindliches, optionales Haptik-Batteriepack gibt dem Benutzer durch Vibration eine Rückmeldung, wenn er den Taser 10 aus dem Holster zieht und wenn eine Verbindung zum Zielobjekt erfolgreich ist.

 

Auf der Rückseite des Taser 10 befindet sich ein Informationsdisplay, das die verfügbaren Pfeile darstellt und über den Ladezustand des Akkus informiert. Durch Wechsel der Farbe der Anzeige wird der Nutzer über unterschiedliche Modi der Anwendung informiert: Blau steht für Training, Gelb für den scharfen Einsatz und Rot für kritische Fehler im Einsatz-Mode.

 

Eine weitere Farbanzeige befindet sich ebenfalls zu beiden Seiten im vorderen Bereich des Waffengehäuses oberhalb der Kartusche.

 

Da es sich um eine vollständige Neuentwicklung von Gehäuse und Kartusche handelt, wurde im Zuge dessen auch der Staub- und Wasserschutz auf die Schutzklasse IP67 erhöht. Damit kann der Taser 10 theoretisch in Wasser getaucht und direkt anschließend weiter verwendet werden.

 

Soweit an dieser Stelle die wichtigsten Neuerungen des Taser 10 gegenüber den Vorgängermodellen in einer kurzen Zusammenfassung. In den kommenden Monaten, beginnend mit der EnforceTac in Nürnberg, wird AXON auf den namhaften Fachmessen vertreten sein und den Taser 10 dem interessierten Fachpublikum vorstellen.

 

Wir sind schon sehr gespannt auf das persönliche Erlebnis und werden sicher in der Herbstausgabe der Polizeipraxis einen detaillierten Bericht über unsere praktischen Erfahrungen veröffentlichen.

 

Text: RK

 

Bilder: AXON