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Interaktive Funkstreifenwagen - Mobiles Breitband im polizeilichen Einsatz

Displayeiheit Gross

Digitalfunk

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Die Polizei des Landes Brandenburg ist gegenwärtig mit 35 Interaktiven Funkstreifenwagen ausgestattet. Bis zum Jahresende 2015 werden weitere 110 Funkstreifenwagen mit interaktiven Technologiekomponenten ausgestattet sein. Der Einsatz der Funkstreifenwagen erfolgt im täglichen Wach- und Wechseldienst sowie bei der Autobahnpolizei. Hierbei verfügen die Einsatzkräfte in ihren Einsatzmitteln über eine permanente, sichere und mobile Breitbandanbindung in die polizeiliche Infrastruktur des Landes Brandenburg und gewährleisten somit eine direkte Interaktion der bestehenden IT-Systeme aus dem Einsatzraum. Das bestehende Digitalfunkband wird nicht belastet und steht vollumfänglich für den Sprechfunkverkehr zur Verfügung.

 

Kernstück der mobilen Anbindung bildet der Multifunktions-PC, welcher fahrzeugunabhängig verbaut werden kann. Der Multifunktions-PC ist eine Entwicklung der Industrie unter Mitwirkung der Polizei des Landes Brandenburg, welcher die polizeispezifischen Anforderungen des Einsatzes mobiler Informations-, Kommunikations- und Führungstechnologien einsatztaktisch sicherstellt und insb. die Eigensicherung der eingesetzten Polizeibeamten wesentlich erhöht. Dessen modularer Aufbau und die Verwendung von Open-Source basierenden Softwarekomponenten sowie standardisierter Hardwarekomponenten ermöglichen, angepasst an die konkreten Anforderungen der Polizei, lizenzunabhängige Weiterentwicklungen und stellen die langfristige Verfügbarkeit der Systemlösung sicher.

 

Einsatztaktische Optimierung

Die einsatztaktische Optimierung bezieht sich im Wesentlichen auf:

 

–        die allgemeinen Einsatzbewältigung im Streifendienst, 

–        die Kräftevisualisierung, -verwendung und -koordinierung durch Integration im Einsatzleitsystem,

–        die Einsatzbewältigung bei besonderen Lagen, auch bei Unterstützung durch Polizei des Bundes und der Länder,

–        die Aufgabenwahrnahme außerhalb von stationären Stellen,

–        die Erhöhung der Flächenpräsenz,

–        die Erhöhung der Eigensicherung der eingesetzten Beamten/Innen,

–        die Vorgangserfassung an Einsatzorten (Einmalerfassung – Mehrfachnutzung),

–        die Kommunikation und Informationsgewinnung, 

–        die Verringerung von Interventionszeiten,

und 

–        die Führungsstabs- / Führungsgruppenarbeit in BAO´en.

 

 

Aufbauend auf die GPS-Ortung mittels UMTS, welche als erste Komponente bereits seit dem Jahr 2009 flächendeckend eingeführt ist, wurde eine Entwicklung (Multifunktions-PC)  mit dem Ziel der Zusammenführung der Anwendungen Navigation, Standortvisualisierung, Videodokumentation und Auftragsmanagement, die bislang als Einzelkomponenten in Funkstreifenwagen eingesetzt waren, initiiert und den Streifenwagenbesatzungen über ein Bedienfeld im Fahrzeug interoperabel zur Verfügung gestellt. Um den ständig steigenden Bedarf an mobiler Breitbandkommunikation zur Übermittlung von Daten, Bildern und Videos in Einsatzfahrzeugen  sicherstellen zu können, wurde  der Multifunktions-PC zur sicheren Übertragung sensibler Daten IT-technisch so konzipiert, dass er via UMTS und LTE über eine BSI-zertifizierte Datenanbindung in die IT-Infrastruktur der Polizei verfügt. 

 

Die hardwareseitige Entwicklung ist weitgehend abgeschlossen. Seit Jahresende 2013 steht eine Kompaktversion des Multifunktions- PC zum herstellerunabhängigen, serienfähigen Verbau in Funkstreifenwagen der Transporter- und Pkw-Klasse zur Verfügung. Hierbei wurden ebenso die bundesweit abgestimmte „Technische Richtlinie Funkstreifenwagen“ sowie angestrebte Entwicklungen seitens der Fahrzeugindustrie (Integration eines Sonderfahrzeugnetzwerkes in Einsatzfahrzeugen der Polizei CanOpen, CiA447) einbezogen.  

 

Folgende technische Komponenten sind durch die Beamten/Innen über den Multifunktions-PC mit den entsprechenden Leistungsparametern im Fahrzeug permanent nutzbar:

 

Auftragsmanagement

Über das Auftragsmanagement werden Einsätze sowie die dazugehörigen einsatzrelevanten Informationen in Textform von der Einsatzleitstelle aus dem Einsatzleitsystem automatisiert an den Multifunktions-PC im Funkstreifenwagen übermittelt. Alle Informationen stehen den Einsatzkräften über den gesamten Einsatz und darüber hinaus in der Auftragshistorie zur Verfügung. Der einsatzbegleitende Funkverkehr kann somit um die per Textform übermittelten Informationen entlastet werden.  

 

Navigation

Die Navigationskomponente ist speziell auf polizeispezifische Anforderungen ausgerichtet und ermöglicht aufgrund der Interoperabilität mit dem Auftragsmanagement die automatische Routenführung zum Einsatzort bzw. durch manuelle Eingabe der Zielortadresse. Die Navigation basiert auf Open Source-Software („Navit“) und bietet neben den Funktionalitäten einer handelsüblichen Navigation die Möglichkeit, zwischen dem landeseigenem Kartenmaterial (LGB), welches an der Landesgrenze endet, und dem Kartenmaterial Open-Street-Map (grenzüberschreitend) zu wählen. Daneben ist es im Fahrzeug permanent möglich, den Einsatzkräften neben dem eigenen Standort auch die Standorte der benachbarten Funkstreifenwagen identisch zum Leitstellenbild mit entsprechendem Funkkenner zu visualisieren. Dies ermöglicht eine übergreifende Steuerung und Führung der Einsatzkräfte gerade bei Sofort- und Fahndungslagen vor Ort und erhöht darüber hinaus die Eigensicherung. Zusätzlich sind als sogenannte Point of Interest (POI) Hintergrundinformationen aus der Datenbank für gefährdete Objekte des Landes Brandenburg hinterlegt und abrufbar (z.B. Banken, Botschaften und Schutzobjekte).   

 

Video

Durch die Verwendung IP-fähiger Kameras und der permanenten UMTS/LTE-Verbindung der Multifunktions-PC mit der IT-Infrastruktur der Polizei des Landes Brandenburg besteht im Bedarfsfall für die Leitstelle die Möglichkeit, sich, neben der Funktonalität  zur Aufzeichnung, Dokumentation und Wiedergabe von Anhalte- und Kontrollvorgängen durch die Einsatzkräfte im Funkstreifenwagen, über eine Webapplikation direkt auf die Kameras der Funkstreifenwagen zu schalten (Führungsvorbehalt). Somit kann eine sofortige Lageeinschätzung erfolgen und Interventions-, Unterstützungs- bzw. Fahndungsmaßnahmen können eingeleitet werden. 

Die Wiedergabe von Videodateien im Funkstreifenwagen sowie deren Export sind gewährleistet. Alle Aufnahmen bleiben, entsprechend der Gesetzeslage für das Land Brandenburg, maximal 24h im Funkstreifenwagen gespeichert und löschen sich anschließend automatisch.  

 

Anschluss mobiler Endgeräte 

Über die UMTS/LTE-Verbindung des Multifunktions-PC wird eine breitbandige LAN-Anbindung im Funkstreifenwagen zur Verfügung gestellt.  Durch die Verwendung von Notebooks vor Ort können Bearbeitungszeiten in den Polizeidienststellen verkürzt (Prinzip der Einmalerfassung und Mehrfachnutzung), die Vorgangserfassung vereinfacht und eine Erhöhung der Flächenpräsenz sichergestellt werden. Darüber hinaus stehen alle Office- und  Webanwendungen (Fahndungs- und Informationssysteme, INPOL, Intranet, Bargeldloser Zahlungsverkehr) der Polizei im Fahrzeug zur Verfügung. Zusammenfassend stellt der Multifunktions-PC ein modernes FlexGateway dar, welches eine polizeispezifische, breitbandige Verbindung in die IT-Infrastruktur der Polizei des Landes Brandenburg sicherstellt und für die Zukunft erhebliche Integrationspotenziale gewährleistet. 

Derzeitig sind, aufgrund des modularen Aufbaus des Systems, für zukünftige Systemgenerationen die Integration von Abfrage- und Bearbeitungsmöglichkeiten (ZEVIS, Vorgangsbearbeitung, Einsatzdaten etc.) in den Multifunktions-PC in der Entwicklung (Entfall Notebooks). 

 

Steuerung der Fahrzeugperipherie  

Die Bedienfunktionen für die Sondersignalanlage und den Digitalfunk sind im  Multifunktions-PC integriert und über das Display im Fahrzeug bedienbar. Dies trägt zur Vereinheitlichung von Grundfunktionen in einer zentralen Anzeige- und Bedieneinheit im Sinne der „Technischen Richtlinie Funkstreifenwagen“ bei. 

 

Die vorliegenden Erkenntnisse im Polizeipräsidium Land Brandenburg bestätigen den hohen und vielseitigen Einsatzwert dieses Einsatzmittels im Rahmen der Aufgabenwahrnahme im Streifendienst und ermöglichen eine aufgabenangepasste Adaption sowohl für die kriminalpolizeiliche Aufgabenerfüllung als auch für die Einsatzbewältigung der Bereitschaftspolizei. 

 

Der Forderung zur Einführungen moderner Technologien in der Polizei des Landes Brandenburg im Rahmen der Umsetzung der Polizeistrukturreform (hier u.a. der „Interaktive Funkstreifenwagen“) konnte mit Abschluss der bisherigen Entwicklungsleistung entsprochen werden. 

Mit Beschluss vom 25. März 2014 hat der Polizei-Hauptpersonalrat gemäß § 65 Nr. 1 bis 3 und § 66 Nr. 7 PersVG die Zustimmung zum Einsatz des Multifunktions-PC erteilt. Mit Erlass MI vom 8. Mai 2014 ist die Einführung von interaktiven Technologiekomponenten in Funkstreifenwagen der Polizei des Landes Brandenburg als Führungs- und Einsatzmittel freigegeben. 

 

Bei vergleichbaren Rahmenprognosen wird auch für die Polizeien in anderen Bundesländern eingeschätzt, dass mit der Entwicklung und Einführung der Technik in Funkstreifenwagen und Leitstellen innerhalb der länderübergreifenden Sicherheitsarchitektur erkennbare Verbesserungen bei der Bewältigung gemeinsamer Einsatzlagen sowie bei der täglichen Einsatzbewältigung und der grenzüberschreitenden Kriminalitätsbekämpfung erzielt werden können. 

 

Harald Klauth 

Polizeioberrat

 

Björn Stockfisch

Polizeioberkommissar

 

Zentraldienst der Polizei des Landes Brandenburg

Bereich ZBTL, AG 2.2 "Interaktiver Funkstreifenwagen"