Nutzereigenes Management: Effiziente Teilnehmerverwaltung im Digitalfunk BOS
Seit Juni 2013 ermöglicht das neue Tool eine nutzerfreundliche und komfortable Organisation von Teilnehmern und Funkgeräten.
Ein leistungsfähiges BOS-Digitalfunknetz erfordert eine schnelle und unproblematische Verwaltung der Nutzer und Funkgeräte sowie der Dienste des Digitalfunk BOS. So müssen die An- und Abmeldung neuer oder ausgeschiedener Nutzer im System einfach über ein gemeinsames Tool zu handhaben sein. Auch die Rufgruppenzugehörigkeit, das Erstellen oder Löschen einer Rufgruppe oder die für Nutzer vorgehaltenen und ausgeschiedenen Geräte sowie die unterschiedlichen Anwendungen müssen zentral von Arbeitsplätzen in Bund und Ländern organisiert werden können.
Daher gab es bereits zu Beginn des Aufbaues des BOS-Digitalfunknetzes Planungen für ein Nutzereigenes Management (NeM). Diese Lösung sollte den Autorisierten Stellen und Leitstellen, durch den Zugriff auf eine zentrale Datenbank die Selbstverwaltung ihrer Funkgeräte, Gruppen und Dienste ermöglichen. Da kein verfügbares Produkt die Anforderungen zur Verwaltung der Teilnehmer des Digitalfunk BOS erfüllen konnte, wurde es notwendig ein neues Tool zu entwickeln.
Zur Begleitung des Vorhabens wurde eine Arbeitsgruppe aus Bund-und Ländervertretern gegründet, die in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) die Anforderungen an ein Nutzereigenes Management-Tool definierte. In intensiver Abstimmung der Bund- und Ländervertreter, der Projektgruppe der BDBOS sowie der Systemlieferantin Cassidian Communications GmbH und der Betreiberin, Alcatel- Lucent Digitalfunk Betriebsgesellschaft mbH, wurde eine Lösung für das Nutzereigene Management erarbeitet.
Aufgrund der engen Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte der Entwicklungszeitraum kurz gehalten und das Tool den Anforderungen und Vorstellungen der Nutzer entsprechend entwickelt werden. Im Juni 2013 wurde die bundesweite Migration des Nutzereigenes Management bei den Autorisierten Stellen des Bundes und der Länder erfolgreich abgeschlossen. Der Prozess wurde vom Projektteam der BDBOS direkt vor Ort begleitet. Seither können die Nutzerinnen und Nutzern des Digitalfunk BOS das bundesweit einheitliche Instrument zur Verwaltung von Funkteilnehmern, Funkgeräten und Diensten einsetzen.
Die neuen Funktionen im Überblick
Da das Nutzereigene Management über eine webbasierte Oberfläche und eine kartenbasierte Darstellung der Rufregionen verfügt, ist es leicht und intuitiv zu bedienen. Die zahlreich vorhandenen Suchfunktionen erleichtern die Identifizierung einzelner Teilnehmer oder Funkgeräte erheblich. Dies ermöglicht einen schnellen Überblick und unterstützt die effiziente Koordination im Einsatz. Zudem besitzt es eine Massenimport- und Exportfunktion.
Das NeM-Tool vereinfacht durch ein profilbasiertes Management zusätzlich die Rechteverteilung innerhalb des BOS-Digitalfunknetz. Hierdurch müssen die Rechte von Funkteilnehmern, Rufgruppen oder Funkgeräten nicht länger aufwendig einzeln bearbeitet werden, sondern können durch die einfache Zuweisung eines Profils verändert werden. Die Profilzuweisung kann auch im laufenden Funkbetrieb, sowohl für einen einzelnen Teilnehmer als auch für ganze Flotten, verändert werden. Der Funkbetrieb bleibt hiervon unberührt, die Teilnehmer bemerken die Bearbeitung nicht.
Darüber hinaus können mit der NeM-Lösung erstmalig auch permanente Umgruppierungen von Teilnehmern in einem Arbeitsschritt stattfinden. Hierdurch entfällt die aufwendige manuelle Löschung und erneute Anlegung von Teilnehmern, die beispielsweise bei Dienststellenveränderungen notwendig wird. Diese Funktion kann sogar zeitbasiert genutzt werden, um beispielsweise Teilnehmer vorübergehend von einer anderen Organisation administrieren zu lassen.
Eine weitere wichtige Erneuerung ist die Möglichkeit „Poolgruppen“ zu verwalten, die von mehreren Organisationen genutzt werden. Damit kann die Rufgruppenanzahl, auch auf den Funkgeräten, deutlich reduziert und die Ressourcen effizienter eingesetzt werden.
Internationales Interesse an der NeM-Lösung
Seit der erfolgreichen Migration stellt die BDBOS das NeM-Tool den Nutzerinnen und Nutzern bundesweit zur Verfügung. Die anwenderfreundlichen Funktionen haben bereits vielfältiges Interesse anderer europäischer Länder geweckt und führen zu einer Reihe von Nachfragen. Länder wie Belgien oder Ungarn haben sich in der BDBOS die Funktionalitäten vorführen lassen. Finnland und Schweden haben mittlerweile ein Nutzereigenes Management in ihren Systemen eingeführt. Aber auch über die Grenzen der EU hinaus gibt es in einigen Ländern Überlegungen, die NeM-Lösung im eigenen Digitalfunknetz einzusetzen.
Die nächsten Schritte: Die NeM-API
Die Einführung des Nutzereigenen Managements stellt keinen abgeschlossenen Prozess dar: Im Gegenteil, die vielfältigen Funktionen der NeM-Lösung werden nicht nur in den autorisierten Stellen des Bundes und der Länder benötigt. Auch die Leitstellen müssen auf einen Teil der Anwendungen für eine effiziente Koordination ihrer Einsatzkräfte zugreifen können. Daher wurde der nächste Schritt in der Entwicklung bereits angestoßen.
Die Systemlieferantin Cassidian Communications GmbH erarbeitet derzeit im Auftrag der BDBOS eine Programmierschnittstelle: Die NeM-Application Programming Interface oder kurz NeM-API. An diese Schnittstelle sollen sich Systeme von Drittherstellern, wie Leitstellen oder Inventarisierungsdatenbanken, „andocken“ und die benötigten NeM-Funktionen ebenfalls nutzen.
Somit bleibt das Nutzereigene Management weiterhin eine wichtige Aufgabe der BDBOS. Die Entwicklung der NeM-API steht nun im Vordergrund und soll den Nutzerinnen und Nutzern 2014 bereitgestellt werden. Zeitgleich wurde auch mit der Weiterentwicklung des Nutzereigenen Managements und der Anpassung eines Ende-zu-Ende-Verschlüsselungssystems begonnen. So soll beispielsweise das Nutzereigene Management im nächsten Entwicklungsschritt eine zentrale Funkgeräteprogrammierung ermöglichen.
Sven Franke, BDBOS